Eine andere Art des Zuhörens: interkulturelle Austausche für gehörlose Menschen
Vieles wird unterwegs von Menschen, die hören können, kaum wahrgenommen. Ausgeklammert. Zu schnell verurteilt. Zu schnell abgehakt. ICYE Schweiz, eine internationale Austauschorganisation für interkulturelle Freiwilligeneinsätze, die seit über 60 Jahren in der Schweiz besteht, hakt genau an diesem Punkt ein. Als kleine, nicht-gewinnorientierte NGO ermöglichen wir Freiwilligeneinsätze in weltweiten Projekten, die massgeschneidert auf die individuellen Bedürfnisse von Gehörlosen wie auch unserer Partnerkomitees sind, und die die Welt etwas friedlicher machen.
Anmerkung der Redaktion (29. August 2022): ICYE Schweiz und der SGB - FSS arbeiten weiterhin daran, Gehörlosen Freiwilligeneinsätze in aller Welt zu ermöglichen, und dies zu einem erschwinglichen Preis. Die Stipendien durch die Stiftung Movetia sind aber ab 31. August 2022 mit dem Ablauf des Fonds bis auf weiteres nicht mehr erhältlich.
Interkulturelle Auslandaufenthalte für Gehörlose
ICYE Schweiz geht es nicht darum, einen Profit von der Lebenssituation anderer zu machen, sondern darum, das Verständnis unter den Menschen zu fördern. Unser internationaler Dachverband, die ICYE Federation, ist von der UNO als friedensstiftende Organisation anerkannt. Wir vermitteln konkrete Möglichkeiten für Menschen aus allen Kulturkreisen, einander im Alltag kennenzulernen, sich auszutauschen, und zu lernen, sich zu verständigen – sei es durch eine andere gesprochene Sprache, oder durch eine Gebärdensprache. Ausser der Deckung unserer Kosten profitieren wir finanziell nicht davon. Gleichzeitig arbeiten wir vernetzt mit Stiftungen und Dachorganisationen, die Auslandseinsätze für interessierte Schweizer:innen erschwinglicher machen. So steuert Movetia zu den Kosten an einem Freiwilligeneinsatz für Gehörlose bei, wie zum Beispiel an Reise- und Transportkosten, Aufenthaltskosten und speziellen Bedürfnissen, die finanziell gedeckt werden müssen. Das Programm «Weltweit Engagiert» von Mercator bietet gehörlosen wie auch hörenden Lehrabgänger:innen ein Stipendium, das 50% der Kosten deckt.
Unser kleines Team mit grossem Herz nimmt sich für alle Zeit, die gerne erfahren möchten, wie sie mit Worten, die auf der Hand liegen, durch die Fremde kommen. Wir machen individuelle Abklärungen, wir besprechen die finanziellen Engpässe der Interessent:innen, wir kommunizieren schriftlich und mit der Hilfe von Gebärdendolmetschern, und wir hören genau zu, was die Hoffnungen, Ängste, und Erwartungen der Interessent:innen sind.
Raus ins Abenteuer – sei es in den Regenwald, in die Savanne oder nach Bella Italia
Die Coronazeit bringt das zusätzliche Gefühl der Isoliertheit, der Bewegungsunfreiheit – und wir bieten etwas an, mit dem man mal raus ins Abenteuer kann, einfach mal was ganz anderes erleben, und mit anderen Gehörlosen wie auch Hörenden in anderen Kulturen das Leben zu feiern - sei das im tropfenden Regenwald, in der Savanne oder bei einem Teller Pasta.
Mithilfe von drei Partnerkomitees haben wir Projekte in Costa Rica, Kenia und Italien ausgesucht, von denen wir wissen, dass gerade Menschen mit einer Hörbehinderung davon profitieren können. Hierbei handelt es sich entweder um Kurzzeitprogramme mit einer Dauer von einem bis fünf Monaten oder um Langzeitprogramme, die sechs bis zwölf Monate lang sind. Die meisten Freiwilligen, die mit uns einen Austausch machen, wohnen in einer Gastfamilie und arbeiten bis zu vier Tagen in einem gemeinnützigen Projekt, zum Beispiel in einer Schule für Kinder und Jugendliche mit einer Hörbehinderung. Nicht selten sind die ortsansässigen Lehrpersonen auch hörbehindert. Unsere Partnerkomitees im Ausland betreuen die Freiwilligen vor Ort, und wir in der Schweiz sind auch jederzeit kontaktierbar.
Gut geplante Inklusionsaustausche
Ein solcher Inklusionsaustausch muss gut geplant sein, ob es nun über die Alpen nach Turin, zu den Elefanten oder nach Zentralamerika geht. Die Bedürfnisse und die Vorbereitung sind oft sehr individuell, denn jede Person ist anders. Es braucht Zeit, und die nehmen wir uns – dies auch beim Planen der Kommunikation, denn wie bei der Lautsprache hat fast jedes Land seine eigene Gebärdensprache. Im Schulprojekt von Kenia etwa wird die kenianische und amerikanische Gebärdensprache gesprochen. Da erleichtert es den Austausch, wenn man die lokale oder internationale Sprache im Vorfeld erlernt. In Costa Rica kann man die spanische Gebärdensprache lernen, und wenn man als Schweizer:in schon die italienische Gebärdensprache kennt, läuft alles gleich wie geschmiert in Italien, oder man erlernt es gleich vor Ort im Projekt!
Gehörlose, die durch ICYE Schweiz schon in einem unserer Projekte waren, berichten, dass ein Einsatz mit ICYE Schweiz in Kenia, Costa Rica oder in Italien das Sammeln kultureller und sprachlicher Erfahrungen ermöglichte, auch hinsichtlich des Sozialverhaltens. Es sei unglaublich wertvoll, das Erlernte nach dem Aufenthalt hier anschliessend im Alltag anwenden zu können. Es sei ein toller Entwicklungsschritt für das eigene Leben. Neu erlernte Kompetenzen würden nicht nur bei der Rückkehr aus dem Ausland 1:1 in der Schweiz umgesetzt, man gehe auch gelassener mit bestimmten Situationen um und verstehe die Welt besser.
Kosten Kurzzeiteinsatz Kenia oder Costa Rica:
Kenia: 1. Monat = CHF 1'500, jede zusätzliche Woche CHF 150
Costa Rica: 1. Monat = CHF 2’000, jede zusätzliche Woche CHF 250
Der erste Monat beinhaltet alle Grundgebühren für den Aufenthalt (inklusive Verwaltungskosten, Vorbereitungsseminare und mehr), die zusätzliche Wochenkosten decken die Kosten vor Ort wie Betreuung, Kost und Logis.
➡️ Für Menschen mit einer Hörbehinderung gibt es ein Stipendium in der Höhe von CHF 200 pro Monat, und zusätzliche finanzielle Unterstuetzung für besondere Bedürfnisse. Das Stipendium wird durch Movetia und den SGB angeboten.
Kosten Langzeiteinsatz in Kenia oder Costa Rica:
6 Monate: zw. CHF 6'300 und 7’300, pro zusätzlichen Monat CHF 600 (wenn vor der Abreise eine Gastfamilie in der Schweiz für eine:n Freiwillige:n aus dem Ausland gefunden wird, dann werden CHF 900 zurückbezahlt)
12 Monate: zw. CHF 8'800 und 9’800 (wenn vor der Abreise eine Gastfamilie in der Schweiz gefunden wird, dann werden CHF 1'300 zurückbezahlt)
➡️ Für Menschen mit einer Hörbehinderung gibt es ein Stipendium in der Höhe von CHF 2’000 Franken, bei zwölf Monate sind es CHF 4’000. Das Stipendium wird durch Movetia und den SGB angeboten.
Sommer-Sonderangebot:
Freiwilligeneinsatz für junge gehörlose Schweizer:innen nach Kenia oder Costa Rica jetzt zu 60% finanziert!
Reise vor 1. August 2022 aus, und du bekommst ein 60%iges Stipendium von ICYE und Movetia gesprochen. Interessiert? Schicke uns eine E-Mail. Die Anzahl Plätze sind beschränkt, melde dich also besser noch heute!
Kosten Aufenthalt in Italien:
Fast gratis für sich qualifizierende 18-30jährige Wir können zur Zeit das Projekt in Italien jungen Menschen im Alter von 18-30 Jahren anbieten, denn es ist ein Spezialprojekt innerhalb unseres European Voluntary Service (EVS) – Programmes, bei dem alle Kosten durch den Schweizerischen Bund und Movetia gedeckt werden (ausser einer einmaligen Anmeldegebühr von CHF 100). Interessierte, die nicht dieser Altersgruppe entsprechen, dürfen sich trotzdem gerne bei uns melden, denn wir sind daran, dieses Projekt in unser Kurzzeit-Programm mit aufzunehmen, in Zusammenarbeit mit unserem Partnerkomitee in Italien. Eine Ausreise für ein Kurrzzeitprogramm für über 30-jährige wird ab 2023 möglich. Dieses Video stellt das Projekt in Italien in International Sign Language (ISL) vor.
Weitere Informationen zu den Stipendien für Menschen mit einer Hörbehinderung.
Autorin: Barbara du Preez-Ulmi
Kontaktangaben ICYE Schweiz
info@icye.ch
Weissensteinstrasse 16
3008 Bern
www.icye.ch